Feldkreuze und Bildstöckchen
steinerne Zeugen der Volksfrömmigkeit in der Illerberger Flur
zusammengetragen von Angelika Böck
Eine Vielzahl von Feldkreuzen und Bildstöckchen in der Illerberger Flur geben Zeugnis von der Gottverbundenheit unserer Vorfahren, von ihrem Vertrauen auf die Güte und Fürsprache Gottes. Leider existieren Über die Historie der einzelnen Gedenksteine und Mahnmale keine schriftlichen Aufzeichnung, bzw. sind zumindest mir keine bekannt.
Um das wenige, was in der Erinnerung der Einheimischen noch gegenwärtig ist, vor dem Vergessen zu bewahren, werden nachfolgend die einzelnen religiösen Objekte aufgelistet, ihre ungefähre Lage beschrieben und mündlich überlieferte Fragmente der Entstehungsgeschichte niedergeschrieben. Für ergänzende Hinweise zur Entstehungsgeschichte bin ich sehr dankbar und werde das vorliegende Dokument gerne damit ergänzen.
Um die Kreuze vor dem Verfall und der Überwucherung zu bewahren, haben es sich Mitglieder das Gartenbauvereins Illerberg/Thal zur Aufgabe gemacht, die Kreuze soweit als möglich in Stand zu halten und die unmittelbare Umgebung zu pflegen und zu bepflanzen.
Beginnen wir unsere Entdeckungstour im Norden von Illerberg und wandern im Uhrzeigersinn durch die Wiesen, Felder und Wälder.
An der Witzighauser Strasse verlassen wir den Ort und folgen dem nach Norden führenden Feldweg. Nur wenige Schritte außerhalb der Dorfgrenze treffen wir auf ein erstes Feldkreuz, das an der Stelle steht, an der sich der frühere "Witzighauser Weg" und der "Weg in Grasers Feld" gabeln. Seit der letzten Flurbereinigung ist von dieser Abzweigung nichts mehr zu sehen, sodass der Eindruck entsteht, das Kreuz stünde ganz zufällig einige Meter rechts vom heute asphaltierten Feldweg, der zum "Khyrren" hinausführt. Wie ältere Dorfbewohner berichten, wurde dieses Kreuz jedenfalls vor 1900 von einer Bauernfamilie mit Hausnamen "Rumpler" oder "Rompler" errichtet. Die Familie ist Ende des 19. Jahrhunderts weggezogen und hat ihr Anwesen in der Witzighauser Strasse an die Familie Lieble verkauft, die dort noch heute ihre Landwirtschaft betreibt. Die Romplerbäuerin soll die Fähigkeit gehabt haben, schlimme Ereignisse vorauszuahnen. Dies war in der damaligen Zeit für die Frau höchst gefährlich. Um den Segen Gottes für ihre Familie zu erbitten, hätten die Romplers das Kreuz errichtet, sie seien jedoch später aus Illerberg weggezogen.
Wie viele der übrigen Feldkreuze auch besteht das eigentliche Fundament aus "gebändertem" Sandstein. Darauf erhebt sich ein zweiteiliger, aus naturbelassenem grauem Granit bestehender Korpus, in dessen oberen Teil eine polierte schwarze Granitplatte eingearbeitet ist, welche die Kreuzesinschrift: "IHS" O Jesus durch dein heiliges Kreuz und Leid Erbarme dich unser trägt. Die Schrift ist in gotischen(?) Zierbuchstaben in die Steinplatte eingemeiselt und mit silberner Farbe gefasst.
Auf diesem Korpus ruht der eigentliche Kreuzaufsatz, dessen Stamm und Querbalken aus weißem, vierkantigem Carrara-Marmor besteht und die Insignien "IHS" trägt. Um eine Bruchstelle am Kreuzesstamm zu überdecken wurde der gesamte Kreuzaufsatz mit weißer Farbe überstrichen.
Das Kreuz wurde im Herbst 2001 von Peter Klose gereinigt, der auch die Bepflanzung übernommen hat.
Abbildung 1: Romplers Kreuz an der Abzweigung "Alter Witzighauser Weg" / "Weg in Grasersfeld"
Auf dem asphaltierten Feldweg nach Norden weitergehend, trifft man an der abfallenden Seite vor einer kleinen Senke zur linken Seite auf das Kreuz am "Weg in Grasersfeld". Der Sockel ist ebenfalls in gebändertem Kalksandstein gearbeitet.
Hierauf erhebt sich der Sandsteinkorpus mit einer weißen Platte, auf der die Inschrift "Gott segne unsere Fluren2 vermerkt ist. Die Buchstaben sind in gotischer Zierschrift eingemeißelt und mit schwarzer Farbe gefasst. Darüber ist ein kleiner weißer Engelskopf zu sehen. Auffallend an dem Sandsteinkorpus sind die Ornamente, welche leider - wie im übrigen auch dar ganze Sandstein - bereits stark geschädigt sind. Das Material des Kreuzaufsatzes ist weißer Sandstein, der jedoch mehrfach mit weißer Farbe überstrichen ist. Stamm und Querbalken bilden in ihrer Struktur unbehauenes Stammholz nach. Ein abgebrochener Querbalken wurde mit einer schwärzlichen Masse fixiert. Aus den Querbalken und dem Kreuzstamm nach oben ragende Metallstifte lassen vermuten, dass hier früher entweder ein kleines Dach oder aber zusätzlich Heiligenfiguren, (Jesus, Maria, Josef?) fixiert waren.
Abbildung 2: Feldkreuz am "Weg in Grasers Feld"
In einer Entfernung von ca. 700 m nördöstlich davon steht am Waldrand von Schnitzlers Holz an der Flurgrenze zu Witzighausen in einer Rechtsbiegung des alten Witzighauser (Hol)-Weges das nächste Kreuz. Es liegt jedoch auf der anderen (der östlichen) Seite der Autobahn, sodass ein kleiner Umweg zurück zur Autobahnunterführung erforderlich ist, um dieses Kreuz zu erreichen, das seit der Flurbereinigung sogar abseits der hauptsächlich genutzten Feldwege liegt und daher gar nicht so leicht aufzufinden ist.. Als Materialien wurden für das Fundament gebänderter Kalksandstein verwendet. In den zweiteiligen Korpus aus grauem Granit ist eine schwarze polierte Granitplatte eingelassen mit der Inschrift "Wer den Weg des Kreuzes geht, der jubelt, wenn er aufersteht. Das eigentliche Kreuz ist aus weißem Marmor gefertigt und trägt die Zeichen "JHS".
Abbildung 3: Kreuz am Waldrand (Flurgrenze zu Witzighausen), alter Witzighauser Weg
Unweit des oben abgebildeten Kreuzes führt ein Radweg zurück nach Illerberg. Ebenfalls am Waldrand bei "Steiers" oder "Steuers" Holz befindet sich in unmittelbarer Nähe des Radweges ein weiteres Steinkreuz, das Frau Thekla Rogg ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahre 1997 aus dem ehemaligen Grabstein ihrer Eltern herstellen lies. Entsprechend unterscheidet es sich in Form und Material deutlich von den bisher gezeigten. Es besteht überwiegend aus dunklem polierten Granit und trägt die Inschrift "Gott segne unsere Fluren". Steiers Holz gehört der Tochter des Großbauern Richard Mayer ("Steier" Richard), eben der o.e. Frau Thekla Rogg. Das Kreuz wird bis heute auch von ihr gepflegt.
Abbildung 4: Kreuz bei "Steiers Holz"
Weiter Richtung Dorf ist in einer Baumgruppe südlich der Gaspumpstation ein Holzkreuz verborgen, an dessen Stamm ein kleines Schild den Passanten mit den Worten mahnt: "Mein Freund, wo gehst Du hin? Vergiss nicht, dass ich Dein Erlöser bin. Dass ich so viel gelitten hab für Dich, daher bleib stehn und grüße mich! Mein Jesus Barmherzigkeit" Es handelt sich hierbei um "Steiers Kreuz", in dessen Umgebung einst die weitläufigen Viehweiden des Großbauern Martin Mayer - von den Dorfbewohnern "Steier Mattl" genannt - (ein Bruder des vorher erwähnten Richard Mayer) befanden. Besagter Steier Mattl hatte drei überaus fromme Schwestern (Anna, Theres und Mena), von denen zwei aus christlicher Überzeugung zeit ihres Lebens ledig geblieben waren. Ob das Kreuz von der Familie errichtet wurde oder nur aufgrund der Lage zu "Steiers" Viehweide den Namen erhalten hat, bedarf noch näherer Klärung.
Abbildung 5: Steiers Kreuz (südlich Gaspumpstation)
Nur wenige Schritte weiter südöstlich kommen wir zur ehemaligen "Schendr-Gruab" die noch in der 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts mit Schutt verfüllt wurde. Dort war früher eine Weggabelung, an der sich Josefa Kreuz befindet, das vom Josefa-Baur Josef Mayer errichtet wurde, der in der Witzighauser Strasse einen großen Hof besaß. Für seine Tochter Wally Amann und ihren Mann Ernst wurde der Hof im Dorf zu klein, sodass sie ihn an Familie Konrad aus Tomerdingen verkauft und ihrerseits einen Aussiedlerhof im Nordosten von Illerberg zwischen Heerstrasse und Autobahn erbaut haben, der vom Ehepaar Amann gemeinsam mit Sohn Markus bewirtschaftet wird.
Das Kreuz ist auffallend schlank gearbeitet. Es trägt die Inschrift "Vor Blitz, Hagel u. Ungewitter verschone uns o Herr" und als Hinweis auf den Stifter Jos. Mayer, 1954. zusätzlich findet sich im mittleren Bereich des Korpus die Bitte: "Gekreuzigter Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser". Ein oben aus dem Mittelstamm des Kreuzes ragender Metallstift lässt vermuten, dass das Kreuz in früheren Zeiten mit einem kleinen Dach - vermutlich aus Metall - versehen war. Dies ist jedoch nicht bekannt, der Stift könnte genauso gut als Träger einer weiteren Figur - etwa eines Engel's oder eines Lichtkranzes (?) gedient haben. Allerdings ist dies in unserer Gegend eher unüblich; soweit überhaupt zusätzlich zum Corpus Christi weitere Symbole das Kreuz zieren, sind diese in der Regel zu Füßen des Gekreuzigten zu finden und nicht über seinem Haupte.
Abbildung 6: Josefa Kreuz, errichtet 1954 von Josef Mayer
Wir wenden uns der Richtung Weißenhorn gelegenen Flur zu. In der "Stelle" überqueren wir die ehemalige Bahnlinie Senden - Weißenhorn, die heute nur noch der gelegentlichen Güterandienung nach Weißenhorn dient. Gleich nach den Schienen wenden wir uns nach rechts, wo ein ausgedehnter Wald - "em Rompler" liegt. An einer etwas versteckten Stelle findet sich ein wahrliches Kleinod von Feldkreuz, das sich stets in gut erhaltenem, gereinigtem Zustand mit jahreszeitlich passender Bepflanzung präsentiert.
Der eiserne schwarze Kreuzaufsatz trägt eine gut erhaltene Christusskulptur. Die Enden des Kreuzes sind mit reicher Ornamentik verziert, die sich in ihren Goldtönen auch farblich abheben. Zu Füßen des Kreuzes steht die Muttergottes in blauem Gewand und mit weißem Schleier. Das aus Sandstein gefertigte, dreiteilige Kreuzfundament ist in seinem oberen Bereich prächtig mit Ornamenten verziert. Es ist eine weiße Schriftplatte eingelassen mit der Inschrift: "Ehre sei Gott dem Vater, Ehre sei Gott dem Sohn, Ehre sei Gott dem hl. Geist"
Abbildung 7: Kreuz "em Rompler"
Nun setzen wir unsere Wanderung im Errach fort (Von den Illerbergern wird dieser Flurname übrigens eher wie "Urra" als wie Errach ausgesprochen). Hier im Osten von Illerberg erstreckt sich entlang der Leibi ein langgezogenes Waldstück - der Errachwald. Dieser wird von einem Hohlweg, dem alten Fußweg nach Weißenhorn gequert. Genau an dieser Stelle hat die Illerberger Schönstattfamilie erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Bildstöckchen zu Ehren unserer lieben Gottesmutter errichtet. Ein Bänkchen lädt ebenso zum Verweilen ein wie die liebevoll gepflegte Umgebung des Bildstöckchens. Häufig sind hier Spaziergänger zu finden, die entweder kurze Rast einlegen oder deren Ausflug das Bildstöckchen zum Ziel hatte. Jährlich an einem Sonntag im Mai macht sich die ganze Pfarrgemeinde auf den Weg, um an dieser Stelle eine Maiandacht zu feiern. Das steinerne Bildstöckchen birgt in einer runden Vertiefung das Bildnis der Mater ter admirabilis - der Dreimalwunderbaren Mutter - von Schönstatt. Im Sockel ist die Bitte "Mutter segne uns" vermerkt.
Abbildung 8: Bildstöckchen "Mater ter Admirabilis" im Errachwald
Dem ansteigenden Hohlweg nach Weißenhorn folgend, kommen wir auf der gegenüberliegenden Seite des Waldes zur Dreifaltigkeit. Das hier stehende Kreuz ist wohl schon so alt, dass es der umliegenden Flur den Namen gegeben hat. Der schlanke sandsteinerne Sockel trägt in einer weißen Platte die Inschrift "Dich bet ich an, Dich lob ich allezeit, Du allerheiligste Dreifaltigkeit".Das Dreifaltigkeitskreuz wurdekurz nach der Aufnahme des unten stehenden Fotos von Horst Brenner renoviert. Als erein paar Tage nach getaner Arbeit wieder dort hinkam, traute er seinen Augen nicht mehr, denn das Kreuz war mit brachialer Gewalteinwirkung umgeschmissen und der weiße Kreuzaufsatz zerschlagen worden. Über die Freveltat war die gesamte Gemeinde entstetzt. Doch mit Hilfe von Stahlbändern ist es gelungen, den Schaden zu reparieren und so das Kreuz zu erhalten.
Abbildung 9: Dreifaltigkeit
In nördlicher Richtung am Waldrand entland weitergehend, erreichen wir "Hanskaspers" Kreuz. Dieses Kreuz wurde ca. 1970 von Marianne und Josef Jehle im Dorf bekannt als "Hanskasper-Sepp" zum Dank für die wunderbare Errettung ihrer Tochter Renate (heute verheiratete Turnhofer) errichtet. Josef Jehle war mit Waldarbeiten beschäftigt, während seine Tochter mit dem Jagdhund im Wald herumtollte. Von diesem wurde sie unter einen gerade fallenden Baum gezerrt. Allen Beteiligten stand wohl ein Schutzengel zur Seite, denn sowohl Tochter wie Hund kamen mit dem Schrecken davon, obwohl der Baum direkt auf sie gefallen war.
Abbildung 10: Hanskaspers Kreuz
Eine kleine Bildtafel am Stamm des hölzernen Kreuzes zeigt, wie ein Engel das kleine blonde Mädchen beschützt.
Abbildung 11: Bildtafel an Hanskaspers Kreuz
Die hier angrenzende Flur trägt offiziell die Bezeichnung "Hoher Rain", bei den Einheimischen ist eher der Begriff "Judenberg" gebräuchlich. Sie wird einer Lichtung gleich nahezu von allen Seiten vom Wald "umarmt". Lediglich die Südflanke ist offen und an der Ostseite sieht man durch eine Lücke nach Osten in die freie Flur. An der Stelle, die den Blick nach Weißenhorn freigibt, hebt sich gegen den Horizont ein weiteres Feldkreuz ab, das sich allerdings in recht schlechtem Zustand befindet. Das Kreuz drohte nach vorn, in Richtung des Betrachters zu kippen. Auf der polierten schwarzen Granitplatte ist gerade noch die vermooste Inschrift "Im Kreuz ist Heil" zu erkennen. Der Säuberung hatte sich Alois Linder angenommen, für die "Aufrichtung" konnte die Stadt Vöhringen als Eigentümerin des Kreuzesgewonne werden, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.
Abbildung 12: Feldkreuz "Judenberg"
Von hier aus queren wir in Richtung Süden eine kleine Talsenke und gelangen in einen Bereich, der unter den Namen "Staigle" und "Ritterhölzle" bekannt ist. Zwischen den beiden Flurteilen verläuft in West-Ostrichtung ein geteerter Feldweg. Zur rechten Seite der Strasse, am Rand von Bezets Wald gelegen, begegnen wir einem 1828 errichteten Marterl mit der Inschrift: hier an dieser Stelle wurde Anna Zimmermann und Sohn am 28.....1828 durch Blitzschlag getötet " R.I.P."
Abbildung 13: Marterl im Ritterhölzle
Beim Bau der Autobahn und der damit verbunden Verlegung der NU14 wurde etwa auf halber Strecke zwischen Illerberg und Weißenhorn ein Biotop angelegt, welches das Oberflächerwasser der Straßen aufnimmt. Zeitgleich wurde an dieser idyllischen Stelle ein Holzkreuz mit Christusfigur errichtet. Durch den vorbeiführenden Radweg ist dieses Kreuz gut zu erreichen.
Abbildung 14: Kreuz am Regenwasserbecken (Weißenhorner Strasse)
Der Radweg führt uns zurück nach Illerberg. Kurz vor der Unterführung unter der Autobahn gelangen wir zum "Roten Kreuz". Früher stand hier ein Holzkreuz, das rot angestrichen war - daher der Name. Vom Zahn der Zeit gezeichnet, wurde das alte "Rote Kreuz" zwischenzeitlich durch ein neues Holzkreuz mit farbloser Lasur ersetzt, das in den 90er Jahren von Vandalen heimgesucht wurde. Dem Corpus Christi waren die Arme abgeschlagen. Etwa zur gleichen Zeit wurde auch die Friedhofskapelle in Weißenhorn geschändet. Die Dorfbewohner waren entsetzt über die ruchlose Tat. Rasch wurde mit Hans Kuhn aus Vöhringen ein des Schnitzens kundiger Bildhauer gefunden, der den materiellen Schaden für Gottes Lohn wieder behoben hat. Eine kleine Tafel am Kreuzesstamm trägt die Inschrift: : "Mein Freund, wo gehst Du hin? Vergiss nicht, dass ich Dein Erlöser bin. Dass ich so viel gelitten hab für Dich, daher bleib stehn und grüße mich! Mein Jesus Barmherzigkeit", die ebenso auch an Steirs Kreuz zu finden ist.
Abbildung 15: Rotes Kreuz
Im Süden von Illerberg steht an der Emershofer Straße direkt bei der Einfahrt zur Einöde der Familien Stölzle und Bruckner ein von den diesen Familien sehr schön geschmücktes Feldkreuz, das erst mit dem Bau der Autobahn A7 in den 80er Jahren hierher kam. Vor dieser Zeit stand es auf einer kleinen Anhöhe des alten Emershofer Weges. Der geschotterte Weg wie auch die Anhöhe sind seither verschwunden, am ursprünglichen Standort des Kreuzes befindet sich die Auffahrtschleife zur Autobahn in Richtung Kempten. Dadurch wurde auch die Verlegung der Verbindungsstrasse zwischen Illerberg und Emershofen erforderlich. Das umliegende Flurstück trug seiner Zeit entweder den Namen "Ziagastadel" oder Ziaglers Stadel. Beide Bezeichnungen sind plausibel. Erstere ist wahrscheinlicher, sie weist auf einen Ziegenstall oder -Stadel hin. Die zweite auf die nahe gelegene Ziegelei, die über zwei Generationen hinweg von Familie Stölzle - den Ziaglers - betrieben wurde. Bereits während der Bauphase der Autobahn musste das Ziegelwerk der Familie Stölzle stillgelegt werden. Die ehemaligen Lehmgruben wurden für den Straßenbau verfüllt und auch die Familie hat die ehemaligen Fertigungseinrichtungen rückgebaut. Übrig geblieben sind die Wohn- und Austragshäuser des Bauernhofes und der Ziegelei.
Abbildung 16: Ziaglers Kreuz
Westlich der Autobahnmeisterei - an der Abzweigung zu Amanns Stadel - findet sich ein weiteres Felkdkreuz, das in der Substand schon sehr angegriffen war. Durch die Mitglieder Horst Brenner, Peter Klose und Erwin Böck wurde das Kreuz abmontiert und sandgestrahlt. In aufwändiger Handarbeit brachte anschließend Peter Kose eine neue Bemalung unter Verwendung korrosionshemmender Materialien an, so dass das Kreuz nun wieder in seiner vollen Schönheit hergestellt ist.
Abbildung 16a: westlich der Autobahnmeisterei
Nach Westen, den Wald bergab Richtung Vöhringen durchquerend, findet sich an der Talseite der bewaldeten Illerleite ein Holzkreuz mit geschnitztem Christus, das bereits der Gemarkung Thal zuzurechnen ist. Alter katholischer Tradition folgend, wird am kirchlichen Feiertag "Christi Himmelfahrt" die heilige Messe in der Flur statt wie sonst üblich in der Pfarrkirche gelesen. In jedem zweiten Jahr wird - natürlich nur bei trockenem Wetter - die Messe auf dem freien Platz vor diesem Kreuz zelebriert. Trotz des weiten Weges nehmen daran viele Christen teil und die Messe wird feierlich umrahmt von der Musikkapelle Illerberg/Thal. Von der wohl aus dem altdeutschen stammende Bezeichnung "Ösch" für Flur leitet sich auch der Name Öschmesse für diese Feldmesse bzw. Öschgang für die Prozession zu diesem Kreuz ab. Die Inschrift "Ich danke Dir" am Kreuzesstamm ist kein konkreterer Hinweis auf die glückliche Heimkehr nach dem 2. Weltkrieg. Es geht zurück auf Michael Renz, der während des 2. Weltkrieges gelobt hatte, im Falle einer Rückkehr aus Krieg und Gefangenschaft aus Dankbarkeit ein Flurkreuz zu errichten.
Abbildung 17: Kreuz am Platz der Öschmesse in Thal
Nördlich davon, etwa einen halben Kilometer entfernt, steht am Rande eines Schrebergartens ein bereits sehr verwittertes steinernes Kreuz. Nur mit Mühe ist die Inschrift auf dem Mittelteil des roten Sandsteinsockels zu erkennen. Sie trägt die häufig auf Kreuzen zu lesende Bitte: "Gott schütze unsere Fluren" und darunter "Gestiftet von Michael Renz in Thal", sowie das Jahr der Errichtung "1900".
Abbildung 18: Kreuz von Michael Renz
Direkt am Ortsrand von Thal findet sich an der Riedhofstrasse ein außergewöhnlich hohes, schlankes Steinkreuz mit der Inschrift "Gott segne unsere Fluren" und dem Jahr der Errichtung "1909". Zur damaligen Zeit lag das Kreuz noch weit außerhalb der Ortschaft Thal, die nun angrenzenden Bauernhöfe Bucher und Zeller wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts an dieser Stelle erbaut. Dieses Kreuz ist die erste Station auf dem Weg des Öschgangs, der ein Stück weiter im Ort von der Privatkapelle der Familie Schrapp aus seinen Ausgangspunkt hat.
Abbildung 19: Riedhofstrasse, am Ortsausgang von Thal
Die Riedhofstrasse in Richtung Bellenberg wird in südlicher Richtung unter der Kreisstrasse mit dem Namen NU14 neu bez. Staatsstraße 2031 durchgeführt. Kurz nach dieser Querung steht am rechten Wegrand ein weiteres Feldkreuz, das mehrere Besonderheiten aufweist. Zunächst ist dies eine Art Zinnenkranz, der den Sandsteinsockel beendet. Der Sockel trägt die Inschrift "Gott segne unsere Fluren." Der Christuskorpus, der sich am eisernen Kreuz befindet ist ebenso wie die darunter stehende Mutter Gottes aus Gusseisen und in mehreren Farben gefasst. Ein Holzbänkchen davor lädt zum Verweilen ein.
Abbildung 20: Kreuz Riedhofstrasse/Ortsumfahrung
Ein kurzes Stück weiter südlich, direkt vor dem Aussiedlerhof Renz, zweigt ein in westliche Richtung führender Feldweg ab, der zu einem gut gepflegten Wanderweg nach Bellenberg führt. Bevor der Wanderweg von der freien Flur ins Thaler Riedholz einmündet, steht ein Holzkreuz mit einem sehr schön geschnitzten Christus, der in den Naturholzfarben belassen wurde und sich so auch bei einsetzender Dämmerung noch gut vom dunklen Hintergrund abhebt. Das Kreuz trägt nur die Inschrift "INRI" Am daneben befindlichen Bänkchen trifft man gelegentlich auf Spaziergänger, die sich an diesem idyllischen Ort eine kleine Verschnaufpause gönnen.
Abbildung 21: Holzkreuz am Thaler Riedholz
Am Autobahnzubringer entlang gelangt geht es auf dem Fahrradweg die Thaler Halde bergab. An der Kreuzung mit dem Feldweg, der am Ortseingang von Thal beim Fahrunternehmen "Hild" nach Süden führt, ist aus Vogel's ehemaliger Kiesgrube ein See mit Sekundärbiotop entstanden, in dem wir als Kinder gerne und oft "in Vogels Weiher" gebadet haben.
Abbildung 22: Holzkreuz "An Vogels Feld"
Am Ortsausgang von Thal in Richtung Vöhringen steht in Staudners Garten ein weiteres Holzkreuz, das in sehr gutem Zustand ist und die Widmung trägt "Herr erbarme Dich meiner".
Abbildung 23: Holzkreuz in Staudners Garten
Entlang der Ortsverbindungsstrasse Thal - Vöhringen führt auch ein Fuß- und Radweg. Vor dem Kreisverkehr kann man hier in Richtung Senden, Illerzell abbiegen und erreicht nach ca. 200 m an der Kreuzung mit einem Feldweg das nächste Holzkreuz.
Abbildung 24: Holzkreuz am Radweg Thal - Senden
Etwa einen Kilometer weiter in nördlicher Richtung kreuzt die Illerzeller Strasse den Wachtelgraben. Direkt an der Brücke ist auf einem roten Steinsockel die Bitte "Gott schütze unsere Fluren" eingemeißelt. Das darauf befindliche eiserne Kreuz trägt die Inschrift INRI. Von der hellen Christusfigur am schwarzen Kreuz gehen goldenen Strahlen weg. Auf einem laubumkränzten schwarzen Medaillion am Fuß des Kreuzes ist das das Christussymbol IHS vermerkt. Der rote Steinsockel ist mit Ornamenten verziert. In einer steinernen Umrandung vor dem Kreuz sind jahreszeitlich passende Blumen angepflanzt. Dahinter wurde von der Flurbereinigung wurde ein Bänkchen errichtet.
Abbildung 25: Kreuz am Brückle über den Wachtelgraben
Ein kurzes Stück nach dem Wachtelgraben beginnt in Richtung Illerberg das Naturschutzgebiet Illerberger Wasenlöcher. Dort führt ein alter Feldweg in die "Hagarinne". Auf dem Weg zur ehemaligen Wasserversorgung von Illerberg steht am Waldrand ein von Buchskugeln geziertes Holzkreuz, an dem in früheren Jahren die Öschmesse zelebriert wurde.
Abbildung 26: Holzkreuz am Hagrinneweg
Damit schließt sich der Kreis der Kreuze und Marterln, die sich außerhalb der Ortschaften Illerberg und Thal befinden. Es sind dies insgesamt 26 Bildstöckchen, über deren Entstehung so gut wie nichts mehr bekannt ist. Wir wenden uns deshalb insbesondere an die älteren "Bergamer" und "Thalamer" mit der herzlichen Bitte, unser lückenhaftes Wissen mit ihren Erinnerungen zu ergänzen und die weißen Flecken in dieser Aufstellung zu füllen.