Obst

Von: Dipl. Biol. Tapio Linderhaus zum Thema:

Allgemeine Grundlagen Obstbaumschnitt

Für die Ausführung von Schnittmaßnahmen sind verschiedene Werkzeuge erforderlich. Es ist bei der Auswahl zu beachten, dass die Geräte von sehr guter Qualität und Handhabbarkeit sind. Des Weiteren beachte man, dass viele Werkzeuge zur Pflege und Reinigung zerlegbar sein sollten.

Erforderlich sind:

Scheren unterschiedlicher Größe. Eine kleine Baumschere und eine große mit kräftiger Hebelwirkung eignen sich für kleinere Zweige und Äste. Die Scherenblätter sollten aneinander vorbeigleiten _und stets scharf sein. Billige Baumarktscheren sind häufig mit nur einer Schneide versehen. Sie halten zudem der Beanspruchung nicht lange stand Scheren die sich zum Schleifen nicht auseinander nehmen lassen sind völlig ungeeignete Wegwerfprodukte.

Eine Baumsage mit Spannhebel und Selbstschärfendem Blatt von mind. 35cm Länge. Das Sägeblatt muß selbstverständlich auswechselbar sein. Billige Baumarktsägen haben Sägeblätter aus sehr stark verschleißendem Stahl und nur billige und für die Arbeit untaugliche Zahnung. Die Sägeblätter sehr guter Sägen sind meistens nicht rostfrei, aber leicht nachzuschleifen. Eine leicht sichelförmig gebogene Klappsäge sollte nicht fehlen. Grundsätzlich muß die Zahnung eines Sägeblattes breiter als der Blattrücken sein, sonst verkeilt die Säge bei größeren Schnitten.

Ein bis zwei sehr robuste Spezialmesser verwendet man zum säubern von Wundrändern und Ausschneiden von Faulstellen im Holz.

Unbedingt erforderlich sind Schleifsteine und spezielle Schleifstäbe aus Metall. Sie sind für die nach der Verwendung der Werkzeuge notwendigen Instandhaltungsarbeiten unentbehrlich.

70% Alkohol ist für die Desinfektion der Werkzeuge nach der Behandlung kranker Pflanzen notwendig.

Mit sauberen Werkzeugen kann man keine Krankheiten zwischen den Pflanzen verteilen.

Zur Behandlung von größeren Schnittwunden sind Wundverschlussmittel zu empfehlen, die bis zum Ausheilen der Wunden regelmäßig erneuert und ausgebessert werden müssen.

Di e Verwendung der Schneidewerkzeuge erfolgt ausschließlich nachdem die Geräte geschliffen, gespannt und gereinigt wurden. Andernfalls verursacht man Quetschungen und Wunden an den Pflanzen, die Krankheiten und Verfall fördern.

Mit der Schere wird grundsätzlich auf Astring geschnitten. Der kleine wulstfirmige Astring wird sich nach dem Schnitt zu einem schnell wachsenden Wundverschluss weiterentwickeln. Schneidet man zu kurz ab, wird der Astring beschädigt oder entfernt. Auch stehen gelassenen Aststummel verhindern die Wundheilung, weil der Astring die Wunde nicht überwallen kann. Beim entfernen größerer Äste mit der Säge schneidet man zunächst nur auf einen Stummel zurück, der anschließend mit einem zweiten Schnitt am Astring abgetrennt wird Damit verhindert man, dass unter der Last eines großen angesägten Astes Rindenschäden entstehen, wenn dieser Ast unkontrolliert herunterbricht

Die Pflegeschnitte an Obstgehölzen

Im Verlauf der Zeit werden an Obstbäumen und Sträuchern verschiedene Schnitte notwendig.

Bereits unmittelbar nach dem Pflanzen wird der Pflanzschnitt ausgeführt. (Bei im Herbst gesetzten Pflanzen kann man bis zum zeitigen Frühjahr des kommenden Jahres warten.) Mit diesem Schnitt legt man die Kronengestalt endgültig fest Es sollen drei Seitentriebe und ein Leittrieb erhalten bleiben. Die Seitentriebe werden in Saftwaage geschnitten, dh. sie werden auf gleiche Länge gestutzt Der Leittrieb bleibt ca. 15cm länger.

Ab dem zweiten Jahr werden bis zum Beginn der Ertragsphase regelmäßige Erziehungsschnitte erforderlich. Überzählige, zu schwache, nach innen wachsende Äste, werden regelmäßig entfernt Die anderen Äste müssen auf gleiche Länge gestutzt werde, um kräftige, tragfähige Äste zu erhalten und die Gleichmäßigkeit der Kronengestalt sicherzustellen.

In der Ertragsphase führt man den Erhaltungsschnitt regelmäßig aus um die Erträge zu sichern und Fehlentwicklungen zu unterbinden. Damit ständig junges Fruchtholz an der Pflanze gebildet wird, müssen die älteren Verzweigungen auf kleinere Seitenzweige und Knospen zurückgeschnitten werden. Dabei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Kronengestalt nicht beschädigt oder verändert wird

Um die Ertragsphase und die Lebensspanne der Pflanze zu verlängern wird im fortgeschrittenen Alter ein Verjüngungsschnitt unumgänglich. Die alte Krone wird sehr stark verkleinert. Dabei werden die oberen Äste am meisten gekürzt, die unteren bleiben länger. Die so erzeugte Pyramidenform erleichtert die ausreichende Belichtung aller Ebenen der Pflanze.Auch hier werden die verbrauchten Zweige auf jüngere abgleitet, jedoch in wesentlich rigiderer Art und Weise.

Weitere Schnittmaßnahmen können zur Bekämpfung und Beseitigung von Krankheiten und Schäden erforderlich werden. Um die Ausmerzung einer Krankheit sicherzustellen sind scharfe Schnitte bis weit in das gesunde Holz hinein notwendig. Soweit notwendig wird man auch die nicht erkrankten Bereiche einkurzen um das Gleichgewicht innerhalb der Krone zu erhalten.

Spezieller Teil: Kernobstschnitt

Der Schnitt von Apfelbäumen, Birnbäumen und Quittenbäumen                 

Apfelbäume:
Besonders geeignet und in einer unüberschaubaren Sortenvielfalt im Angebot sind Äpfel, die am weitesten verbreitete Obstsorte in Kleingartenanlagen. Durch die richtige Wahl der Sorte und der verwendeten Unterlage können in Kombination mit einem fachgerechten Schnitt, der für eine der Gartengröße entsprechende Kronengröße sorgt, an fast jedem Standort und über viele Jahrzehnte zufrieden stellende Ernten erzielt werden

Es ist zu beachten, dass man bei der Auswahl der Sorte nicht nur den eigenen Geschmack entscheiden lässt, sondern sich unbedingt auch über die Verträglichkeit der Sorte mit ihrem zukünftigen Standort Gedanken macht. Einige Sorten können nur in milden Weinbauklimaten zur Fruchtreife gelangen, bei anderen liegt der Blühtermin so zeitig, dass es in unwirtlicheren Lagen regelmäßig zum Abfrieren der Bluten und Fruchtansätze durch Spätfröste kommt.

Vielfach nicht beachtet wird der erhebliche Einfluß der Unterlage, auf die das Edelholz gepfropft wurde. Mit der Auswahl der Unterlage sind aber bereits die möglichen Kronengrößen und auch der Geschmack und die Fruchtgröße weitgehend festgelegt. Auf den unterschiedlichen zur Verfügung stehenden Unterlagen entwickelt sich ein und dieselbe Sorte völlig unterschiedlich. Zudem bestimmt die Unterlage nach wie vielen Standjahren die Pflanze in die Ertragsphase eintritt und wie lange diese anhält. Nicht zuletzt maßgeblich für eine lange Ertragsphase ist die Robustheit und Gesundheit der Unterlage.

Auf schwach wachsenden Unterlagen entwickeln sich nur kleine Kronen und die entstehenden Früchte bleiben kleiner als für die Sorte vorgegeben. Die Wurzelbildung ist gering, darum müssen die Bäumchen dauerhaft mit einem Pfahl gestützt werden Die Anlage einer Baumscheibe ist zwingend erforderlich, da das schwache Wurzelwerk nicht mit den Wurzeln von Gräsern etc. konkurrieren kann Viele schwach wachsende Unterlagen sind anfällig für Wühlmausfraß und Baumkrebs. Sie werden dennoch sehr häufig verwendet, weil die Ernte sehr früh einsetzt und bei leichten Erntebedingungen über Jahre konstant bleibt.

Auf Mittelstarkwachsenden Unterlagen entwickeln sich nur wenig größere Kronen, aber die Wurzelausbildung ist deutlich besser und die Pflege des Baumes dadurch erheblich vereinfacht.

Die Starkwachsenden Unterlagen ermöglichen den Aufbau einer Selbsttragenden großen Krone. Bäume dieser Kategorie sind sehr langlebig und sichern über viele Jahrzehnte den Ertrag. Für die Kleingartenanlage kommen sie aber nur in Ausnahmefällen in Betracht.

Sommerschnitt oder Winterschnitt?

Der Sommerschnitt erfolgt im Juli-August. Durch das selektive Auslichten der Kronen verbessert man die Qualität der verbleibenden Früchte und intensiviert den Lichteinfall in die Krone. Damit beugt man vielen Krankheiten vor. Zulässig ist dieser Schnitt nur bei sehr stark wachsenden und fruchtenden Bäumen. Als Reaktion auf diesen Schnitt wird der Baum in der Folgezeit deutlich weniger wachsen. Der Sommerschnitt wird nur alle paar Jahre notwendig, bei vielen Bäumen vielleicht nur ein einziges Mal in nennenswertem Umfang.

Es werden nur einzelne Äste entfernt, die den Lichteinfall ins Innere der Krone behindern. Schwache Zweige mit sehr dichtem Fruchtbesatz die potentiell durch Windbruch gefährdet sind, werden bevorzugt ausgewählt. Des Weiteren werden alle Wassertriebe ausgebrochen, die als Antwort auf sehr starken Winterschnitt entstanden sind Die Wunden verheilen im Sommer schneller, sollten aber mit Wundverschluss abgedeckt werden, damit sich keine Insekten ansammeln, die möglicherweise Krankheitserreger transportieren.

Der Winterschnitt ist wesentlich verbreiteter und sollte nach einem Sommerschnitt unbedingt zusätzlich erfolgen um kleinere Korrekturen vorzunehmen Starker Schnitt führt zu starkem Wachstum und ist deshalb besonders bei älteren Bäumen anzuwenden, um sie zu erneutem Wachstum anzuregen

Verbreitete Kronenformen im Kleingarten sind die Spindelkrone und die Pyramidenkrone.

Für die Bildung der Spindel werden alle Äste unter 50cm Höhe entfernt und ohne besonderen Kronenaufbau die fruchttragenden Verzweigungen gefördert Regelmäßig wird das abgetragene altere Holz entfernt und zugunsten junger Triebe abgeleitet. Es ist zu beachten, das Äpfel am 2-3 jährigen Holz die besten Früchte tragen Leitäste sind in der Spindelerziehung nicht erwünscht. Besonders gefährdet ist diese kleine Baumform dadurch, dass sie sich selbst überkront und beschattet. Allzu steile Äste sind also zu entfernen.

Die Pyramidenkrone wird auf Halbstamm entwickelt. Sie wird mit drei Leitästen und einem Leittrieb bereits bei der Pflanzung angelegt und über mehrere Jahre zielstrebig vervollkommnet Alle im Inneren der Krone wachsenden Triebe müssen entfernt werden Senkrechte Verzweigungen an den Fruchthölzern müssen regelmäßig ausgeschnitten werden. Einzelne kann man auch auf zwei Augen kürzen und neues Fruchtholz entwickeln, wenn weitere Triebe fehlen. Der größte Fehler bei diesem Schnitt währe es, wenn die Baumkrone ungleichmäßig ausgebaut würde.

Spalierbäume bieten eine weitere Alternative, die auch noch in sehr kleinen Gärten das Anpflanzen verschiedener Sorten ermöglicht Die Bäume dürfen nur 2-3 Triebe behalten, die streng an einem Drahtgerüst ausgerichtet werden Alle nach vorne oder hinten in den Raum wachsenden Zweige werden am Ansatz entfemt. Die Fruchthölzer befinden sich nahe an den Leitästen und werden waagerecht an das Spalier gebunden.

Birnbäume:

Birnen sind wesentlich anspruchsvoller als Äpfel. Sie benötigen mildes Klima und Spätfrostgeschützte Standorte. Die Sortenvielfalt ist relativ hoch, doch die Möglichkeiten der Unterlagenwahl sind geringer. Wegen der besseren Qualität werden meist die Quittenunterlagen empfohlen, die auch höhere Fruchtqualität ergeben. Der Schnitt variiert nur wenig von dem der Apfelbäume. Allerdings trägt die Birne vor allem am zweijährigen Holz, welches also gefördert werden muß. Birnen entwickeln auch an den gehäuft. auftretenden steilen Zweigen Früchte. Diese dürfen also nur schonend gekürzt und abgeleitet werden. Sie hängen sich bei gutem Schnitt durch die Last der Früchte aus. Geschnitten wird vor allem um die Bildung von Fruchtholz zu initiieren. Dafür reicht aber das geringfügige Anschneiden der Triebe bereits aus. Birnen müssen einen sehr lockeren Aufbau bekommen, damit die Früchte ausreichend Sonne abbekommen. Andernfalls drohen Krankheiten aber auch geschmackliche Einbußen.

Quittenbäume:

Man unterscheidet Apfelquitten und Birnenquitten. Neben der Fruchtform weisen sie geringfügige geschmackliche Differenzen auf. Grundsätzlich haben Quitten einen hohen Wärmebedarf, sind aber nicht allzu anspruchsvoll hinsichtlich der Bodenqualität. Die Krone wird in ca. 60em Höhe mit 3-4 Leitästen angelegt. Kronenformen orientieren sich am Apfelbaumschnitt. Da die Früchte sehr reichlich angesetzt werden und ganz besonders bei Birnenquitten beachtliches Gewicht erreichen, ist es erforderlich in der Aufbauphase etwas stärker Zurückzuschneiden um trägfähige, stabile Bäume zu erzeugen. Die Kronen sollten sehr luftig und auf jedenfall frei von nach Innen ragenden Verzweigungen sein um Fruchtreife und Gesundheit zu fördern. Im Abstand von ca. 5 Jahren erfordert die Quitte einen stärkeren Verjüngungsschnitt bis in das mehrjährige Holz. Andernfalls neigen die Bäume zu schnell nachlassendem Wachstum und rückläufigen Ertragsmengen

Spezieller Teil: Schnitt von Beerensträuchern, Kiwis, Weintrauben

Rote und Schwarze Johannisbeeren:

Johannisbeeren stammen von Waldbewohnenden Wildsträuchern ab. Im Garten werden sie an einen mehrheitlich sonnigen Standort gepflanzt. Da sie nicht immer ausreichend selbstfruchtbar sind, ist es notwendig Sträucher verschiedener Sorten zusammenzu pflanzen. Rote Johannisbeeren werden entweder als Sträucher oder als Knie- bzw. Hochstamm angeboten. Sträucher entsprechen mehr der natürlichen Wuchsform und können wesentlich älter werden. Hingegen bieten die Stämmchen eine leichtere Ernte, die Befruchtung ist besser und meist werden die Früchte größer und wohlschmeckender.

Johannisbeersträucher werden bei der Pflanzung so tief gesetzt, dass sich die Triebansätze unter der Erde befinden- Damit fördert man die Neubildung von Verzweigungen direkt von der Basis. Der Pflanz schnitt belässt 4-5 Triebe am Strauch, die auf 30cm eingekürzt werden Unterschieden werden muß bei den folgenden Pflegeschnitten die unterschiedliche Wüchsigkeit der Arten. Um auch bei schwach wachsenden Arten ausreichend Seitenverzweigungen zu erreichen, müssen die Leittriebe dieser Sorten jedes Jahr im ausklingenden Winter etwas zurückgeschnitten werden. Bei stark wachsenden Sorten entfällt diese Maßnahme.

Grundsätzlich günstig ist es Sträucher mit 6 Leittrieben zu erziehen. (Sehr kräftige Sorten können auch mehr Äste aufweisen, wenn garantiert werden kann, daß ausreichend Licht an die reifenden Früchte gelangt.) Davon sollten je ein Paar einjährig, zweijährig und dreijährig sein. Die beiden ältesten werden bei roten Johannisbeeren sofort nach der Ernte möglichst tief abgeschnitten. Bei schwarzen Johannisbeeren entfernt man nur einen Trieb, der jeweils direkt am Boden entfernt wird. Aus der Basis aufstrebende Triebe müssen bis auf zwei starke Stücke entfernt werden. Das leichte Einkürzen und Auslichten der Seitenverzweigungen führt man unmittelbar vor dem Austrieb im März durch, die Zweige können dann keinen Schaden mehr nehmen und man erkennt abgestorbene Pflanzenteile zuverlässig. Schwarze Johannisbeeren verzweigen sich sehr gut. Hier sollten alle Seitentriebe, die älter als zwei Jahre sind entfernt werden.

Stachelbeere:

Die Pflanzen setzt man am besten in den Halbschatten, z.B. zwischen die höheren Obstbäume. Gepflegt wird ähnlich wie bei Johannisbeeren. Die Strauchformen werden mit 8 Trieben entwickelt. Diese sollten nicht direkt aus der Erde, sondern aus den unteren Bereichen der Leitäste entspringen. Nach der Ernte wird jedes Jahr ein Ast entfernt. Dafür ist ein neuer Trieb zu entwickeln. Die Seitenverzweigungen werden durch das jährliche Abschneiden der Triebspitzen gefördert. Um einen guten Fruchtansatz zu gewährleisten wird das mehr als zweijährige Fruchtholz entfernt. Das Beschneiden der Triebspitzen bei Stachelbeeren ist zwingend erforderlich um den Amerikanischen Stachelbeermehltau einzudämmen. Alle Schnitte können im Winter durchgeführt werden.

Die ebenfalls erhältlichen Hochstämmchen benötigen eine sehr intensive Pflege des Fruchtholzes, das sich meist reichlicher entwickelt als an Sträuchern Hier ist unbedingt daran zu denken genügend Licht- und Luftzufuhr zu schaffen.

Sowohl Johannisbeer- als auch Stachelbeersträucher sollten so gezogen werden, daß die Früchte nicht auf den Boden hängen. Dieses würde Krankheiten fördern. Notfalls trockenes Stroh unterlegen.

Jostabeere:

Es handelt sich um eine Zwangskreuzung zwischen Johannisbeere und Stachelbeere. Die Pflanzen werden recht groß und benötigen rund 4qm Platz Man belässt beim Pflanzschnitt vier Triebe, die sich ohne weitere Pflege sehr gut verzweigen. Nach fünf Jahren werden sie entfernt und neue Triebe, die in der Pflanze entstehen, ersetzen sie. Man wählt nicht die kräftigsten Triebe für diese Verjüngung, da sich die mittelstarken besser verzweigen und mehr Ernte erbringen. Die Pflanzen müssen nur wenig ausgelichtet werden, gegebenenfalls aber Triebe die von der Basis aufstreben entfernt werden.

Himbeere:

Obwohl es sich bei Wildhimbeeren um Waldbewohner handelt, werden die Kultursorten ausschließlich an helle und sonnige Standorte gepflanzt.

Man pflanzt einjährige Ruten mit mind. 2 Knospen an der Basis. Gepflanzt wird im Abstand von 50cm. Der Pflanzschnitt belässt 50cm hohe Ruten, die im folgenden Jahr treiben sollten. Gelegentlich erfolgt der Austrieb aber nur von unten.

Alle Sorten sollten am Gerüst entwickelt werden, auch wenn einige Herbstsorten dieses kaum brauchen Man belassen bei allen folgenden Schnitten pro laufenden Meter maximal 10 kräftige Triebe. Geschnitten wird immer direkt über dem Boden.

Himbeeren können am senkrechten Gerüst gezogen werden, oder am V föhnigen. Letzteres bietet die Möglichkeit etwas mehr Früchte zu erzielen, ist aber aufwendiger zu installieren Um die einzelnen Ruten nicht am Draht anbinden zu müssen spannt man diesen doppelt und kann die Ruten einfach

in die Mitte stecken. Es sind zwei Drahtbahnen erforderlich. Eine in 0,8 und eine in 1,5m Höhe. Einmal tragende Himbeersorten tragen am vorjährigen Trieb. Dieser ist sofort nach der Ernte zu entfernen um das Wachstum der neuen Ruten zu begünstigen. Die zweimal tragenden Sorten entwickeln bereits im Spätsommer des ersten Jahres Früchte und tragen. im folgenden Sommer erneut. Häufig werden bei diesen Sorten jedoch alle Ruten nach der Herbsternte abgeschnitten Die im folgenden Jahr aufwachsenden Ruten tragen dann wiederum nur im Spätsommer. Diese Variante kann günstig sein, da die zweite Ernte am gleichen Trieb meistens bescheiden ausfällt In Gebieten mit früh einsetzendem und feuchten Herbst sind zweimal tragende Sorten ungünstig.

Brombeeren:

Die Kultursorten bleiben geschmacklich deutlich hinter den Wildarten zurück Sie sind weniger expansiv, teilweise unbestachelt, aber auch frostempfindlich_ In Deutschland gibt es über 350 Wildarten.

Die Pflanzen werden am Gerüst oder am Zaun gezogen Mit ihren Stacheln können sie sich begrenzt selbst festhalten. Um die Ernte zu erleichtern werden aber immer nur einige Triebe ausgewählt und am Gerüst befestigt. Die Sträucher werden möglichst zweidimensional erzogen um die Beerntung zu erleichtern.

Die Früchte entwickeln sich an Seitenverzweigungen der vorjährigen Triebe. Um die Pflanzen im Zaum zu halten werden ihnen nur 4-6 Ranken belassen Diese können fächerförmig am Spalier angebunden werden Es ist darauf zu achten, das die Triebe weitgehend parallel zum Boden angebunden werden, da sich an den Ruten nur dann viele fruchttragende Verzweigungen bilden

Die Brombeeren entwickeln während der Vegetationsperiode zahlreiche Triebe, von denen nur einige wenige für das folgende Jahr belassen werden.

Diese Triebe sollten auf 3-4m Länge begrenzt werden. Dafür ist ein erheblicher Sommerschnitt erforderlich Alle weiteren Triebe und überschüssige Verzweigungen, sowie schwächere Triebe, die sich an den Schnittstellen schnell entwickeln müssen immer wieder entfernt werden Das -entfernen der alten Fruchtruten erfolgt ausschließlich im ausklingenden Winter, wenn die Frostschäden zu erkennen sind.

Tipp: Die dickeren alten Brombeerruten in Stücke von 20cm Länge schneiden und zu einem kleinen Bündel verschnüren. Diese Bündel können an sonnigen Stellen im Garten aufgehängt werden. Das weiche Mark der Stängel wird von nützlichen Insekten entfernt, die anschließend ihre Nester darin anlegen. Die Bündel sollten solange an ihrem Platz belassen werden, bis sie von selbst zerfallen.

Kiwi:

Die Pflanzen gedeihen nur im milden Weinbauklima zufrieden stellend. Es sind zwei Pflanzen erforderlich, da männliche und weibliche Blüten an unterschiedlichen Pflanzen entstehen. Einige Veredlungen werden mit einem eingepfropften männlichen Trieb angeboten Da die Pflanze bei starkem Frost bis zum Boden zurückfrieren kann ist jedes Jahr zu prüfen ob die Veredlung noch Bestand hat. Die selbst rankenden Pflanzen werden an einer Hauswand oder am nord-süd ausgerichteten Gerüst gezogen. Die Früchte vertragen kein direktes Sonnenlicht

Die Pflanzen werden erst ab dem dritten Standjahr geschnitten. Um die Entstehung eines Dickichts zu verhindern werden die Triebe entfernt, die andere Teile umranken. Die Früchte entwickeln sich überwiegend an den einjährigen Fruchttrieben. Jedoch sind nur maximal die ersten 4 Knospen von Trieben die vom Leitast abzweigen Blütenknospen. Die Bereiche darüber können im Sommer entfernt werden, wenn die Früchte bereits mehrere Zentimeter lang sind Die Triebe tragen nur einmal. Der Hauptschnitt erfolgt im Winter. Das Holz ist allerdings recht brüchig und muß mit sehr scharfen Werkzeugen bearbeitet werden. Nicht erst Mitte März schneiden, weil die Pflanzen dann sehr stark bluten und erheblichen Schaden nehmen.

Weinrebe:

Für den erfolgreichen Anbau ist besonders ein mildes trockenes Herbstwetter notwendig. Spaliere können an der Hauswand oder am Gerüst gezogen werden.

Der Pflanzschnitt reduziert die Pflanze auf ein Auge. Der folgende Austrieb soll den Stamm ergeben, darum werden laufend alle Verzweigungen ausgegeizt Ist die Pflanze kräftig gewachsen kann die Stammhöhe bereits im ersten Jahr angeschnitten werden. Andernfalls wird nochmals auf zwei Augen zurückgeschnitten Da die Pflanzen stark bluten sind die Schnitte so zu führen, das der Saft nicht über die Terminalknospe läuft. Man belässt 2-3cm über der Knospe, die später zurücktrocknen. Vom Stämmchen ausgehend verzweigen sich spätestens im dritten Jahr die Fruchttriebe.

Die Fruchttriebe werden jährlich auf einen Zapfen mit 2 Augen zurückgeschnitten. Haben sich an einem Zapfen mehrere Triebe entwickelt, wird immer der erste belassen.

Im Sommer werden regelmäßig einige Blätter entfernt, die die Früchte beschatteten. Außerdem werden die Triebe oberhalb des Fruchtansatzes abgeschnitten um alle Kraft in die Früchte zu leiten.

Spezieller Teil: Steinobstschnitt

Der Schnitt von Sauerkirschen, Süßkirschen, Pflaumen, Mirabellen Pfirsichen, Nektarinen, Aprikosen.

Sauerkirschen:

Die Bäume werden vorzugsweise an sonnige Standorte gepflanzt Da sie zu den kleinkronigen Obstbäumen zählen, sind sie für den Kleingarten vorzüglich geeignet. Vor Schnittmaßnahmen ist unbedingt die Sorte festzustellen, weil bei Sauerkirschen zwei unterschiedliche Varianten existieren. Die Sortengruppe Schattenmorellen (mit den Selektionen Scharö und Boscha) trägt überwiegend am einjährigen Holz. Sie neigt sehr dazu lange dünne Äste, die Peitschen zu bilden, die durch einen scharfen Schnitt zu entfernen sind. Die weiteren Sauerkirschsorten (Morellenfeuer etc.) tragen überwiegend an zwei-dreijährigem Holz.

Um eine Pyramidenkrone zu erziehen verfährt man nach der Pflanzung zunächst wie bei Apfelbäumen. Die Leitäste sollten dabei in ca. 70cm über dem Boden vom Stamm abzweigen. ‚ Innerhalb von ca. 5 Jahren ist die Krone aufgebaut, wenn die Leitäste und der Leittrieb regelmäßig leicht angeschnitten werden. Bei älteren Exemplaren ist es ratsam den Leitast zu entfernen um eine Hohlkrone zu erzeugen und erneutes Wachstum zu initiieren. Auslichtungen werden im Sommer nach der Ernte ausgeführt. Sehr starke Schnitte und das Einkürzen verkahlter Äste um ein Drittel werden im Winter ausgeführt

Süßkirschen:

Süßkirschen sind in begrenztem Umfang, mit als schwächer wachsenden Varianten, für den Kleingarten geeignet. Die Bäume stehen am besten frei und sonnig. Die frühe Blüte ist spätfrost gefährdet, weshalb ungünstige Klimabereiche und Höhenlagen nicht zur Anpflanzung geeignet sind Die Bäume sind fast alle selbst unfruchtbar. Dann müssen mindestens zwei Sorten auf 75m Radius stehen. Im Bedarfsfall können aber auch weitere Sorten in die Krone veredelt werden, oder einige blühende Zweige einer anderen Sorte in den blühenden Baum gehängt werden. Unterlagen  die im Kleingarten Anwendung finden sind „Colt, GM 61/1 oder Weiroot“. 6 e ss e r     G I S t L l1 Der Kronenaufbau entspricht dem der Pyramidenkrone des Apfels. Der Schnitt junger Bäume vor der Ertragsphase geschieht im Winter. Danach werden Süßkirschen nach der Ernte, also in voller Belaubung geschnitten um den sehr starken Saftfluss zu reduzieren, der durch Winterschnitte entstünde. Süßkirschen können starke Winterschnitte nicht vertragen und gehen kaputt. Die Blüten werden am zwei-dreijährigen Holz gebildet Auf die gute Belüftung und ausreichende Besonnung der fruchtenden Bereiche ist zu achten um Krankheiten vorzubeugen Die wässerigen, dicht gedrängt reifenden Kirschen sind sehr empfindlich gegen Fäule. An den Spitzen der einjährigen Triebe befinden sich immer nach Oben und in das Innere der Krone ragende Knospen. Da sich viele davon zu Zweigen weiterentwickeln, sollten diese Knospen soweit möglich ausgebrochen werden. Zumindest sind die daraus hervorgegangenen Äste zu entfernen Häufig verkahlen ältere Fruchtäste und hängen herab, diese werden dann entfernt. In der Regel verzweigen sich die Triebspitzen sehr stark, so daß auch hier regulierende Selektion erforderlich wird Sehr bewährt sich das Entfernen des Leittriebes um eine luftige Hohlkrone zu entwickeln und die Gesamthöhe gering zu halten

Pflaumen (Zwetschgen Mirabellen, Renekloden):

Die Blüten erscheinen sehr früh, ertragen Kälte aber besser als die anderer Obstbäume. Dennoch sind sonnige und geschützte Standorte vorzuziehen. Da die Bäume andernfalls sehr groß werden können sind schwachwüchsige Unterlagen im Kleingarten angebracht. Es stehen mehrere gleichwertige zur Verfügung.

Bei Pflaumen entwickeln sich die Blüten an Kurztrieben des zwei-dreijährigen Holzes. An der Spitze solcher Triebe sitzt eine Blattknospe. An einfachen Langtrieben sind keine Blüten zu erwarten Zum Aufbau der Krone wird zunächst nicht anders Verfahren als bei der Erziehung des Apfels. Danach müssen die sehr zahlreichen Äste immerwieder ausgelichtet werden Es sollte nur vorsichtig geschnitten werden, da die Pflaume zu extremen Austrieb neigt, wenn sie zu stark gekürzt wird. Dadurch erleidet man Ernteverluste und schau sich teils über Jahre zusätzliche und unnötige Arbeit Da die Früchte teils sehr dicht hängen und beträchtliches Gewicht erreichen achtet man darauf starke und nicht zu lange Hauptäste zu erzeugen.

Die Tellerkrone ist eine durch entfernen des Leittriebes erzeugte Kronenform, die sehr viel und regelmäßig wiederholten Schneideaufwand erfordert. Um diese für den Baum sehr unnatürliche Krone zu erhalten wird es unumgänglich sein auch im Sommer Langtriebe zu entfernen.

Besser geeignet ist die Spindelform, die in ihrem Aufbau etwas an einen Nadelbaum erinnert. Um das Höhenwachstum zu reduzieren wird der Leittrieb in aufeinander folgenden Jahren auf nicht zu steil stehende Seitenäste abgeleitet. Die Seitenäste werden in die waagerechte gebunden, wodurch sie im Wachstum gebremst werden Auch diese Kronenform ist gerade jüngeren Bäumen nur mit erheblichem Aufwand aufzuzwingen. Der Vorteil liegt in der geringen Größe der Pflanze und der dadurch erleichterten Ernte.

Bei Pflaumen können bereits ab Ende Mai überschüssige Triebe ausgerissen werden, was den Lichteinfall und damit die Fruchtreife und Gesundheit fördert.

Pflaumen neigen mit zunehmendem Alter zur Bildung von Wurzeltrieben, aus denen sich in wenigen Jahren regelrechte Gebüsche entwickeln, in deren Mitte der ursprüngliche Baum steht. Diese Triebe sollten tief unter der Erde, also direkt auf der Wurzel abgeschnitten werden, da sonst immer mehr Folgetriebe entstehen werden.

Pfirsiche, Nektarinen

Ausschließlich in Weinbaulagen zu kultivieren.

Die Früchte entwickeln sich bei sehr vielen Sorten an den einjährigen Trieben Besonders Kultursorten und Sorten aus südlichen Gegenden entwickeln die Früchte an zweijährigen Trieben. Zudem sind auch an Sorten die an einjährigen Trieben Blüten bilden die Bukettriebe vorhanden, die obwohl zweijährig ebenfalls Blütenknospen tragen. Es ist beim Schnitt also sehr genau auf die Blütenknospen zu achten, die an ihrer Größe und Form von Blattknospen zu unterscheiden sind

Es sind vier verschiedenen Triebformen zu erwarten:

Der echte Fruchttrieb, der Blütenknospen und Blattknospen trägt. Dieser Trieb gewährleistet, das Blätter zur Verfügung stehen um die Früchte mit zu versorgen Am unechten Fruchttrieb sind überwiegend bis ausschließlich Blütenknospen zu erkennen Da die jungen Früchte aus Mangel an sie ernährenden Blättern abfallen werden, sind diese zu entfernen. Am Rukettrieb entwickeln sich Früchte, diese Triebe sind aber normalerweise nicht besonders zahlreich. Die reinen Holztriebe sind für den Aufbau der Krone bedeutend und müssen in entsprechender Anzahl erhalten werden.

Am besten geeignet ist die Erziehung zur Hohllaune, die auch in unseren Breiten zu regelmäßigen Ernten verhelfen wird Von den reich verzweigten Jungpflanzen sind nach der Pflanzung zunächst nur ein Leittrieb und vier-fünf Seitenäste zu belassen, die alle erheblich eingekürzt werden. Die Äste sollten gut verteilt stehen. Alle senkrechten Triebe sind in den Folgejahren auszuschneiden. Des Weiteren werden die Leitäste wiederholt um die Hälfte gekürzt. Die Früchte sind sehr schwer und hängen gewöhnlich in großer Zahl am Baum. Dieses Gewicht ist nur von ausreichend stabilen Zweigen zu tragen. Der Leittrieb wird nach Außen abgeleitet und in ca. 3m Höhe seitlich weitergezogen. Das Innere der Krone sollte frei von Verzweigungen sein und viel Luft und Licht hineinlassen. Abgetragenes Holz ist mit leichten Pflegeschnitten jährlich zu entfernen. Da die Bäume erheblich , aber meist nur mit relativ kurzen Trieben wachsen, erfordert der Schnitt viel Umsicht und Sorgfalt Falscher Schnitt ist allerdings relativ gut zu korrigieren, führt auf Dauer aber zu Krankheiten, Ernteverlust und frühzeitigem Absterben des Baumes. Es ist sehr darauf zu achten, daß der Baum durch die Pflegeschnitte nicht aus dem Gleichgewicht kommt Gegebenenfalls sind alle Seiten gleichstark zu kürzen. Das Abstützen der Äste mit reifenden Früchten ist zu empfehlen. Die Kultur am Spalier ist wenig geeignet, bestenfalls kann das Fächerspalier versucht werden.

Aprikosen:

Die Bäume können wie Pflaumen zur Pyramidenkrone erzogen werden. Schneidet man in den ersten Jahren alle nicht benötigten Seitentriebe aus, fördert dies die Entwicklung von Fruchtholz. Die Aprikosen neigen zur Verkahlung, weshalb bei älteren Bäumen ein radikaler Verjüngungsschnitt erforderlich werden kann. Die Bäume sind sehr regenerationsfreudig. Da Aprikosen gegen Pilze empfindlich sind verstreicht man die Wunden nach einer solchen Behandlung sorgfältig. Hervorragende Ergebnisse kann man auch mit dem Spalierwuchs erzielen. Vor Wind schützende und Wärme speichernde Wände begünstigen die Bäume und die Fruchtqualität.

Quelle: www.kgveinigkeit.de

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